Punktlandung! 10 Minuten vor Abfahrt erreichten wir den Hafen, nochmal zurück ins Office geradelt, Tickets ergattert und auf die volle Fähre. Für Fahrräder schien aber immer irgendwie Platz zu sein (zumindest in der Nebensaison). Die Überfahrt dauerte ca 3 Stunden und war sooo schön. Wir sonnten uns in T-Shirt und kurzer Hose auf dem Bootsdeck, machten ein bisschen Akroyoga und trafen auch das erste Mal auf andere Bikepacker. Die erste Frage ist immer: „Na, wo habt ihr angefangen und wo wollt ihr hin?“ Unsere Antwort stieß hier das erste von weiteren vielen Malen die noch folgen sollten auf Unglauben, Bewunderung aber auch Auslachen. Feuerland, bzw Punta Arenas war wohl aus irgendeinem Grund eine verrückte Antwort, die ziemlich viele Leute amüsierte. Warum, sollten wir noch früh genug erfahren…
Einer der Bikepacker fragte mich nach dem Gewicht meines Rades… Als ich ihm „so um die 30 Kilogramm“ antwortete, entgegnete er belustigt, dass das alleine sein Gepäckträger schon tragen würde. Wie sich rausstellte fuhr diese größere Gruppe auch nur ein paar Tage und nicht so viele Kilometer. Es ist schon trotzdem erstaunlich mit welch unterschiedlichem Equipment, Gewicht und Rädern man hier fahren kann. Ich denke nichts davon ist besser oder schlechter, sondern einfach anders und auf die jeweiligen Fahrer/innen zugeschnitten. Und wir sind schon auch sehr dankbar, dass wir in unserem Equipment unterstützt wurden, sonst wäre es nie so leicht und kompakt geworden. Aber man lernt hier auch nie aus. Und ob es DAS „perfekte“ Setup gibt bezweifle ich. Wenn ihr aber unsere Setups unter die Lupe nehmen möchtet, dann schaut gerne hier vorbei.
Die Fähre legte an und auf uns sollten weitere 10 Kilometer Strecke bis zur zweiten kurzen Fähre warten. Was wir nicht wussten: Alle Passagiere können die 10 Kilometer mit einem Bus fahren, um die Anschlussfähre zu erreichen. Alle Passagiere und 4 Räder… Wir waren mit der Gruppe allerdings eher 7 Räder und so ertmutigte der Busfahrer mich und Toni mal eben die 10 Kilometer Gravel rüber zu heitzen. „Gebt mir euer Gepäck mit, dann seid ihr leichter… Ihr habt genau 30 Minuten!“ Witzig! Wir heitzten los und aus der „ganz flachen“ Strecke wurde dann doch einiges auf und ab (das merkt man gerade dann, wenn man eben nicht mit dem Bus fährt und sich mega beeilen muss)
Als wir also nach punkt 30 Minuten und völlig durchgeschwitzt ankamen erwartete uns schon unser Gepäck am Boden vor der Fähre und der Rest der Belegschaft jubelte. Kaum hatten wir einen Fuß/ Rad auf die Fähre gesetzt legte sie ab…Fähren sind Stress!
Doch wir wurden belohnt: der Eingang vom Pumalin Nationalpark
Wir stärkten uns erstmal in einem wunderschönen Restaurant/Lodge das von Douglas Tompkins dem NorthFace Gründer, der leider 2015 verstarb, erbaut wurde. Sein Name fiel hier noch öfter, denn er hat sowohl den Pumalin Nationalpark als auch den Patagonia Nationalpark gegründet und gekauft und in der Instandhaltung unterstützt und war selbst auf vielen Expeditionen in Patagonien unterwegs. Auf einer dieser verstarb er, als er durch hohe Wellen aus dem Kajak geworfen wurde und zu lange im kalten Wasser war. Die Chilenen, mit denen wir darüber redeten waren sehr traurig darüber und sie erzählten uns, dass seit seinem Tot die Nationalparks wieder in die Hände des Staates kamen, der nicht die angemessenen Mittel für die Pflege aufbringen würde.
Es war irgendwie besonders in diesem Ort Zeit zu verbringen, der so liebevoll erhalten war und an Tompkins erinnert. Währenddessen trockneten wir unser Zelt in Sonne und Wind auf der Terrasse, denn dafür war in der Aufregung morgens keine Zeit.
Nach einer Stunde reisten wir uns aus diesem magischen Ort los, um in weitere magische Ort einzutauchen. Wir fuhren durch richtigen Jungel, riiiiesige Farnblätter, wie ich sie noch nie gesehen hatte, dann diese Pflanzen, wo man den Stil anscheinend im Salat essen konnte und so viele Papageien und andere Vogelarten. Alles begleitet von grobem Schotter und anspruchsvollen Steigungen. Ich dachte die Carretera sei weitestgehend Asphaltiert hier? Riesige Tafeln am Wegrand sollten die Intention auch hervorheben: Hier wird für euch asphaltiert (Beginn 2020…). Also geplant ist es auf jeden Fall und den ein oder anderen verlassenen Bagger konnte man auch sehen. Wir verbrachten hier auf jeden Fall eine sehr anstrengende aber auch wunderschöne Etappe bis wir abends um ca 20 Uhr einfach zu erschöpft waren um unser anvisiertes Ziel (Lago Blanco) zu erreichten.
So stoppten wir kurzerhand bei sehr einladend klingenden kleinen Gesellschaft. Ein tschechisches und ein britisches Paar vor idyllischer Landschaft mit Blick auf Berge und den Lago Negro. Wir schlugen unser Zelt in dieser Idylle auf und hatten keine 5 Minuten Später ein Glas Wein und Chips in der Hand! Diese netten Menschen! Alles richtig gemacht. Andi und -… aus England sind Birdwatcher und erzählten uns ein paar interessante Details über die Vogelwelt hier. Sofort verschob sich unser Blick und der Fokus und das Bewusstsein für Vögel war geschärft. Am selben Abend konnten wir noch Kolibris entdecken. Wir haben auf unserer Reise noch oft an das englische Paar denken müssen und viel mehr auf Vögel geachtet, als wir das wahrscheinlich sonst getan hätten. Die Vogelwelt in Patagonien ist wirklich außergewöhnlich schön und besonders! Danke fürs Augen öffnen Andi und …Wir verbrachten noch einen lustigen und super netten Abend miteinander, bis wir schließlich wiedermal todmüde ins Bett fielen.